Belgrade by Daylight

Zwei Begegnungen.

Die erste in der Nähe des Busbahnhofs. Ziemlich heftiges Viertel, auch für Belgrader Verhältnisse. Mitten drin: die Wirtschaftsfakultät der Uni. Ein paar Studenten sitzen vor dem Haupteingang auf einer breiten Treppe, die wie zu einem kleinen Amphitheater gerundet ist. Ich setze mich dazu und trinke eine Flasche Wasser, als ein hagerer Typ mit Bierflasche in der Hand auf mich zukommt, sein Gesicht ist verzerrt, er will Geld von mir. Ich schaue zur Seite und gebe ihm nichts. Er greift nach der neben mir liegenden Kamera und geht zwei Schritte zurück. Reflexartig springe ich auf, Bier spritzt aus seiner Flasche, als ich an seine Brust pralle, die Kamera lässt er mit einem schrägen Grinsen los.

Die zweite Begegnung in der Nähe des Platzes des Republik. Eine heruntergekommene Einkaufspassage über mehrere Ebenen. Ich sehe einen vielleicht 40jährigen, der auf dem Boden hockt und sich einen Joint dreht. ‚Schön hässlich‘ sagt er auf Englisch, als er sieht, was ich fotografiere. Wir kommen ins Gespräch. Er arbeitet in den Cafés der Umgebung. Ich sage ihm, dass ich griechische und deutsche Wurzeln habe, als er fragt, wo ich herkomme. Und dass ich vor kurzem Zagreb und Sarajevo besucht habe. Er erzählt mir, wie irrsinnig die Feindschaft zwischen Serbien, Bosniern und Serben sei. Im Grunde seien sie ein Volk, nur durch Religionen getrennt. Die Bombenangriffe auf Belgrad durch NATO Flugzeuge hat er in Erinnerung. Ich solle Vuk Draskovics’ Buch ‚Noz‘ (Das Messer) lesen, das der vor dem Krieg geschrieben habe. Dann verstünde man den jugoslawischen Wahnsinn und seine Ursachen besser.

Pigeon English under the Pictures.

Two encounters.

The first one near the Central Bus Station. An angular guy approaches me, he holds a big beer bottle in his hand, want‘s some money. I ignore him and he grabs my camera. Instinctively I rush towards him, bump against his chest, beer splashes, he releases the camera with a smirk.

The second one in a decayed shopping mall. A 40years old guy rolling a joint. He asks me where I come from and after a while he speaks about the madness of the Yugoslavian War. Serbs, Bosnians and Croatians, in his words: one people, separated only by religions. He tells me to read Vuk Draskovics‘ novel ‚Noz‘ (Knife), a book which explains it all.