Kyōto I – Ryōan-ji

Kyōto muss schon sein. Sagten berufene Münder auch in Tokio. So lange nach Japan zu fliegen und die geschichtsträchtige Stadt außen vor zu lassen: unmöglich. Etwas über zwei Stunden brauchte der Schnellzug, der genauso schnell und pünktlich ist, wie die Sage geht. Schon der Name ein einziges gleißendes Rauschen: Shinkansen. Drei Tage war ich dann in Kyoto, an drei Tagen bin ich gegen sechs Uhr morgen aufgestanden, um wenigstens den ersten Ort auf meiner Liste ohne Massenbegleitung zu sehen. Geklappt hat das nur am ersten Tag. Im Ryõan-ji (Tempel des zur Ruhe gekommenen Drachen) befindet sich der berühmteste Zen-Garten Japans. Fünfzehn große Steine, arrangiert in einem Kiesbett, umfasst von einer rötlichen, verwitterten Mauer. So sehr Zen, so wenig spektakulär, dass jedenfalls zu dieser frühen Stunde außer einem andächtig schweigenden jungen Paar noch niemand außer mir da war. Und so konnte ich mich auf die Holzplanken davor setzen, das Kiesbett vor meinen Augen tanzen lassen, die Augen schließen, und den Geruch des uns umgebenden Gartens einatmen. Schön. Als ich in der Ferne eine Schulklasse hörte, machte ich mich wieder auf den Weg.

Pigeon English under the pictures.

Three days in Kyoto. Each day I stood up at 6 am to visit the first place on my list in the hope, that a lot of the potential visitors would still rest in bed. That I would be one of the very few. But that just happened in Ryōan-ji, home of Japan’s most famous Zen-garden. Fifteen stones staged in a gravel bed. So unspectacular, so much Zen, that besides me just a French couple had set out to so early to visit this place. I rested in front of that minimalistic garden, let the gravel dance before my eyes, closed them and listened to the sounds of nature. So beautiful.