Der Reiseführer heisst Adnan. Ein schmaler, hoch gewachsener Bosnier, 1992 geboren, als der Krieg ausbrach. Er fährt uns zu den Hügeln, die die Stadt umgeben. Wo bosnische Serben ihre Stellungen bezogen und drei Jahre lang Granaten auf die Stadt feuerten, im Schnitt 300 am Tag. Er zeigt auf frühere Fussballfelder, die von den meist muslimischen Einwohnern zu Friedhöfen gemacht wurden. Die Stadt liegt unter uns und sieht sehr verletzlich aus. Wie gemacht, um beschossen zu werden, fährt mir durch den Kopf, das obszöne Wort ‚Schlachtplatte‘ kommt mir in den Sinn. Als ich nach der Führung alleine durch die Stadt gehe, legt sich die Vorstellung an den Krieg wie ein Grauschleier über meine Wahrnehmung. Überall sehe ich die notdürftig zuggespachtelten Kriegswunden an den Häusern, laufe über die ‚Rosen von Sarajevo‘, Narben, die Mörser-Granaten auf dem Asphalt hinterlassen haben und die man dann mit roter Farbe gefüllt hat, wenn an dieser Stelle Menschen starben. Das sind die sichtbaren Narben. An die anderen möchte ich nicht denken.
The travel guide is called Adnan. A young and tall Bosnian. He was born 1992 when the Bosnian War broke out. He shows us the hills und mountains which surround the city. Where Bosnian Serbs took their position and fired grenades at the city for more than three years. On average: more then 300 grenades a day. He points at former football fields turned into graveyards by the mostly Muslim population. The city lies under us, presents itself vulnerable and hurt. When I was alone strolling around the city I couldn’t help seeing a city which survived a war with terrible costs. Where you can still see the wounds of sniper- and mortar-fire on many buildings. Where you walk over ‚Sarajevo Roses‘ , flower-like marks the grenades had left, filled with red color at places, where a grenade had killed people.