Manchmal kommen mir bei der Erwähnung von Ländern, die ich nie besuchte, bestimmte Autoren in den Sinn. Kolumbien zum Beispiel: das polyphone Chaos von Garcia Marquez. Oder Russland: Dostojevskijs psychopathologische Achterbahnfahrten. Bei Japan denke ich an Kawabata. An seine exakt kadrierten ästhetischen Räume, in die hinein die unterdrückten Gefühlswelten seiner Helden eingelassen werden. Wie in eine duftende Gruft. Doch zu Kawabata später. Denn vor kurzem lernte ich Maiko und Mamuro kennen. Die beiden sind Tänzer und ein Paar. In meiner letzten Woche in Tokio sind wir gemeinsam unterwegs gewesen, und es ist schon faszinierend, wie sehr sich der Blick auf eine Umgebung wandelt, wenn man sie auch mit den Augen Einheimischer zu sehen beginnt. Als ob die Glasscheibe, die das Ich von den anderen trennt, langsam durchlässig würde. Mamoru lud mich ins Haus seiner Großmutter ein, eine reizende alte Dame, die uns mit kleinen Leckereien und grünem Tee verwöhnte, und von ihrer Deutschlandreise in den 80er Jahren erzählte. Dann zeigte mir Mamoru das Tatami-Zimmer im Haus, und es war klar, dass wir die geplanten Porträts dort machen würden. Und das taten wir dann auch. Zwei ihrer Schülerinnen, Rie und Rion, stiessen dazu. Das Spätnachmittagslicht, der fast leere Raum, bloß feine Abstufungen von Grautönen. Kawabatas Japan ohne Farben und Duft.
Last week I met Maiko and Mamoru. Both are dancers and they were so kind to show me Tokyo. It’s fascinating how much a perspective can be changed when you begin to view an environment with the eyes of locals. As if the glass pane which separates the self from the others is slowly been lifted and becomes gradually permeable. The photos of were taken in the house of Mamuros grandmother, when two of their dance students arrived to join us.