End of a Myth – Amsterdam Today (Color)

Mein letzter Besuch in Amsterdam war in den späten 80er Jahren. My beloved studierte damals  Tanz an der Theaterschool Amsterdam. In der Zeit hatte die Stadt einen ziemlich wilden, rauen, schmutzigen Ruf, wenn auch auf die irgendwie charmante Weise. Alle Spielarten eines individuellen Lebensstils in einer der schönsten Altstädte Europas. Ich erinnere Myriaden von Tauben, die die Fritten vom Boden pickten, ihre Gefieder so ungesund glänzend, dass ich an eine neue Form von Ölgewinnung dachte. Heute ist das Zentrum von Amsterdam so sauber, sicher und geschäftsfreundlich, wie es sich jeder Konsument (und die meisten Touristen) nur erträumen kann. Sogar die wenigen Tauben sehen gesund aus. Großartige Museen, atmosphärische Cafés und stilvoll gekleidete Menschen – all das umgeben von malerischen Grachten. Aber der Mythos des abenteuerlichen Amsterdam mit dem ewigen Spirit der 60er – dieser Mythos ist tot. Der Import privatisierungsfreundlicher, neoliberaler Politik und die damit verbundene Veränderung des Lebensstils hatte … seinen Preis. (Eine interessante Studie zur Gentrifizierung Amsterdams findet sich: hierHolländer haben den Ruf, ein Volk von Händlern zu sein.  Das heutige Zentrum von Amsterdam ist der existierende Beweis. Leute mit Vermögen und Immobilien haben sehr profitiert in den letzten 25 Jahren. Jene ohne einträglichen Beruf oder ohne Vermögen mussten über die Zeit langsam aber sicher aus dem Zentrum weichen. Die Mieten und Preise stiegen  einfach zu stark. Bei diesen schon lang anhaltenden Entwicklungen, der kontinuierlichen, auch räumlichen Trennung von Besitzenden und armen Schluckern wundert mich der Erfolg des Rechtspopulismus gerade auch in Holland eher nicht. Es ist immer schon erfolgversprechend gewesen, soziale und ökonomische Verwerfungen in Konflikte nationaler, kultureller oder religiöser Art umzudeuten. Scheint ein Programmierungsfehler der menschlichen Natur zu sein. Immerhin: wenn man heute Abenteuer in Amsterdam erleben will, sollte man, glaube ich, eher in die Außenbezirke fahren. Und ich bezweifle, dass sie da noch denselben Charme haben wie einst.

English translation under the pictures

 

 

 

 

The last time I went to Amsterdam was in the late 80’s. Yes, that long ago. For a period of one year I visited my then (and now) beloved quite often, who was a student in the dance department of the Theaterschool Amsterdam. Back then the city had a reputation of being quite wild, rough and filthy, yet in a charming way. You got that individualistic lifestyle in one of Europe‘ most beautiful Old Towns. I remember myriads of doves picking chips from the ground, the feathers so greasy that I thought of creating some new kind of oil company. Nowadays the centre of Amsterdam is as clean, secure und business friendly as any consumer (and most of the tourists) can dream of. Great museums, atmospheric cafés, stylish people – all surrounded by these beautiful canals. But the myth of adventurous Amsterdam with the everlasting spirit of the 60’s – that myth is dead. The adaption of America’s business orientated, neoliberal politics and lifestyle came at a cost. (You can find an interesting study on gentrification: here) Dutch have the reputation of being good salesmen, and the center which exists now is living proof. People wo had money or properties gained a great deal over the last 25 years. Others without fortunes or well paid jobs slowly but steady had to move out. The rents and prizes just got to high. With that ongoing diversion, the continuous separation between the have and have-nots the rise of right-wing-populism seems no great surprise to me. It had always been promising to turn economic and social distortions into religious or national or cultural differences. Seems to be a programming error of human nature. If you want to have adventures in Amsterdam – I guess you have to go to the outskirts, and it may lack the charm.

(as always: please excuse me for having slaughtered the English language – it didn’t happen intentionally)

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