Posing Women and Carnival – A Reflection

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In „street photography“ – as in any art form which is insecure about herself- there is a lot of controversy: what exactly belongs to this genre and what is fake? What about posing people in urban spaces? Has this anything to do with raw, undistorted truth, captured in the sacred „decisive moment“, so famously propagandized by the godfather of all street photographers, the great Henri Cartier-Bresson?

In other words: Can there be truth in the gestures and expressions of people, someone has kindly asked, if he can make a picture of them? And what kind of truth can you find in pictures, where human beings show trained facial expressions und postures? Before giving an answer, let me make a personal remark: I am not very keen on asking strangers, especially young women, if I can take a picture of them – maybe it’s native shyness on my part, or the typical sensitivity of the male gender….

On carnival however I am not that sheepish anymore. The women are wearing costumes and they like showing off in an unusual role. It’s even easier to ask two women standing side by side, because it seems more obvious, that I really want to take a picture and don’t use my camera for a sleazy approach.

Now coming back to the question about truth in street photography: of course, these pictures seem exaggerated, not natural at all. But that doesn’t mean that they are less real than candid street portraits, that you can’t find any truth in them. Don’t they reveal a lot about these women, who agreed to pose for me, a not so perfect stranger, who asked them the minute before? I believe, even posed photography has a certain truth in it, and certainly it can tell you a lot. It speaks about gender issues, about cultural and social conventions, for example. Staged street photography tells me something about the photographer, who had chosen to ask these strangers. But mostly, these pictures (like any picture) tell something about the viewer himself. About his current mood, his conventions of perception, his preferences and aversions. The photograph, any photograph is just a moment in the story, the viewer is telling about himself.

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In der „street photography“ gibt es – wie in jeder ihrer selbst nicht sicheren Kunstform – viele Kontroversen und Abgrenzungskonflikte: was genau macht das Genre aus, was ist ‚fake‘ und gehört nicht da rein? Was ist mit Menschen, die in öffentlichen Räumen für den Fotografen posen? Hat das noch irgendetwas zu tun mit der rauen, authentischen Wahrheit, die im „entscheidenden Moment“ eingefangen wird, jener Moment, der einst propagiert wurde vom Gottvater aller „Strassen-Fotografen“, dem legendären Henri Cartier-Bresson?

Mit anderen Worten: Kann irgendeine ‚Wahrheit‘ in den Gesten und Gesichtsausdrücken von Menschen liegen, die kurz vorher freundlich gefragt wurden, ob man ein Foto von ihnen machen kann? Und was für eine ‚Wahrheit‘ zeigen Portraits von Menschen, die antrainierte Gesichtsausdrücke und Posen zeigen?

Bevor ich zur Antwort komme, ein kurze persönliche Bemerkung: Ich brenne nicht wirklich darauf, Fremde, und besonders junge Frauen zu fragen, ob ich ein Foto von ihnen machen kann – vielleicht ist es angeborene Schüchternheit, vielleicht die typische Sensibilität des männlichen Geschlechts…. Karneval allerdings bin ich nicht ganz so … zurückhaltend. Die Frauen tragen Kostüme, sie zeigen sich gerne in einer neuen Rolle. Noch leichter fällt es mir, zwei beieinander stehende Frauen zu fragen, weil es dann weniger zweifelhaft ist, dass es mir wirklich um ein Foto und nicht um einen dummdreisten Annäherungsversuch handelt.

Um auf die Frage nach der ‚Wahrheit‘ in der Strassenfotografie zurückzukommen: natürlich sind diese Aufnahmen das Gegenteil von ’natürlich‘. Aber deswegen sind sie nicht weniger real als etwa unbemerkt aufgenommene Strassenportraits. Verrät die Art des Posens etwa nichts über die dargestellten Frauen, vielleicht auch nur über ihre Stimmung in diesem einen Moment? Ich glaube, dass selbst in der banalsten und am wenigsten authentischen Strassenfotografie viele Informationen stecken. So erfährt man zum Beispiel etwas über das Verhältnis, über das Selbstverständnis der Geschlechter, über soziale und kulturelle Konventionen. Man erfährt etwas über den Fotografen, der die gezeigten Menschen (warum auch immer) ausgesucht hat. Aber am meisten erzählen diese (wie alle anderen Fotos) dem Betrachter etwas über sich selbst. Über seine aktuelle Gemütslage, die Konventionen seiner Wahrnehmung, seine Vorlieben und Abneigungen. Das Bild, jedes Bild, ist nur ein Moment in der Erzählung, die der Betrachter von sich selbst erzählt.

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